Aussagen
Das ganze Universum ist DAS (die Wirklichkeit des Absoluten). Auch die Welt der Tiere hat ihre Schönheit – die Tiere essen und trinken wie wir, sie paaren und vermehren sich, doch der Unterschied ist: Wir können unsere wahre Natur, die unsterbliche Seele (Âtman) erkennen. Da wir als menschliche Wesen geboren wurden, sollten wir diese Gelegenheit nicht vergeuden. Zumindest einige Augenblicke täglich müssen wir uns fragen: Wer bin ich? Es ist unsinnig, immer wieder eine Rückfahrkarte* zu nehmen. Von Geburt zum Tod und von Tod zu Geburt herrscht der Kreislauf des Samsâra**. Doch in Wirklichkeit gehören wir nicht dem Bereich von Geburt und Tod an. Das müssen wir erkennen.
Alles, was du wahrnimmst, siehst du, weil Licht existiert. Ohne Licht kann man nichts sehen. Es gibt nur Ein Licht. Was auch immer irgendjemand wahrnimmt, sei er ein Mensch oder ein Tier, wird durch das gleiche Licht erblickt. Das äußere Licht hat seinen Ursprung im inneren Licht – selbst ein Blinder ist sich eines inneren Lichtes bewusst. Das Licht des Selbst ist überall und in jedem gegenwärtig. Ob du Christus, Krishna, Kâlî oder Allâh verehrst, du verehrst im Grunde das Eine Licht, das auch in dir ist, weil es alle Dinge durchdringt. Alles geht aus Licht hervor, alles ist dem Wesen nach Licht.
„Wenn du dich von einer bestimmten Form Gottes angezogen fühlst, wie von Christus oder Krishna, kontempliere über jene Form, wiederhole ständig SEINEN Namen, denke an IHN, lies über SEINE Größe und SEINE Herrlichkeit, beschäftige dich ständig in Gedanken mit IHM.“
Frage: „Angenommen, man fühlt sich von keiner bestimmten Verkörperung Gottes angezogen, wie soll man vorgehen?“
Mâ: „Sitze vollkommen still, gehe in dich, und versuche herauszufinden, wer du bist. Dein Selbst zu finden, bedeutet Gott zu finden, und Gott zu finden, bedeutet, dein Selbst zu finden.“
Warum muss es so viele verschiedene Religionen und religiöse Lehren geben? Durch jede von ihnen verschenkt ER Sich Selbst an Sich Selbst, so dass jeder sich entsprechend seiner individuellen Eigenart entwickeln kann … Die vielen verschiedenen Glaubensrichtungen und spirituellen Bewegungen dienen dem Zweck, dass ER Sich Selbst durch verschiedene Kanäle an Sich Selbst verschenkt – jeder Weg besitzt seine eigene Schönheit – auf dass man IHN, der Sich auf endlose Weisen in allen Formen und im Formlosen manifestiert, als allgegenwärtig erken¬nen kann. Als Pfad zieht ER jede Person zu einer bestimmten Richtung an, im Einklang mit ihren inneren Nei¬gungen und Tendenzen. Der EINE ist in jeder Glaubensrichtung gegenwärtig, obwohl manchmal, aufgrund der Begrenzungen des Egos, Konflikte aufzutreten scheinen. Dieser Körper jedoch schließt nichts aus. Derjenige, der einem bestimmten Glauben oder einer spirituellen Richtung folgt, muss bis zu dem Punkt vordringen, an dem er all das in der Gesamtheit erkennt, was diese Glaubensrichtung in ihrer Lehre vertritt. Wenn ihr einer bestimmten Religion oder einem Glauben folgt, den ihr als herausragend und allen anderen Richtungen widersprechend auffasst, so müsst ihr zuerst einmal die Vollkommenheit erreichen, auf die sein Gründer hinweist, und dann wird euch das, was jenseits ist, von selbst offenbart werden.
Frage: „Mâ, könnte es eine gemeinsame Religion für alle Menschen geben?“
Mâ: „Wie sollte das möglich sein? Betrachte nur zwei Blätter, die nebeneinander aus einem Zweig eines Baumes wachsen. Wenn du sie sorgfältig in allen Einzelheiten vergleichst, wirst du feststellen, dass sie nicht genau gleich sind. Irgendwo wird man immer noch bestimmte Unterschiede bei beiden Blättern finden. Ebenso gibt es nirgend¬wo zwei Personen, die sich völlig gleich sind. So viele von euch haben sich hier versammelt. Ihr alle befindet euch auf verschiedenen Plätzen. Wenn also zwei von euch versuchen, zu mir zu kommen, können die beiden Wege, die zu mir führen, niemals dieselben sein, da ihr von verschiedenen Ausgangspunkten kommt. Ebenso kann der Weg zu Gott für zwei Menschen, wie sehr sie einander auch ähneln mögen, nie der gleiche sein. Somit können auch die Pfade der Gottsuchenden, d.h. ihre Religionen, niemals gleich sein.“
Wenn man sich mit dem zufriedengibt, was man bei einem Weg erreichen kann, hat man das Ziel menschlichen Lebens noch nicht erreicht. Das Ziel ist eine Verwirklichung, die alle Gegensätze und Abweichungen verschiedener Meinungen ausmerzt, die in sich selbst voll¬kommen und frei von inneren Widersprüchen oder einer feindseligen Haltung ist. Ist das nicht der Fall, so ist die Erfahrung noch einseitig und unvollkommen. Hat man echte Verwirklichung erreicht, so kann man mit niemandem mehr streiten. Man hat völliges Verständnis für alle Glaubensbekenntnisse und Lehren und sieht alle Pfade als gleichwertig. Das ist absolute und vollkommene Verwirklichung. Solange noch Ablehnung da ist, kann man nicht von Verwirklichung sprechen. Dennoch sollte man in jedem Fall festen Glauben an sein gewähltes Ideal (Ishta, die göttliche Erscheinungsform, die man am meisten liebt) haben und den begonnenen Weg beharrlich und zielgerichtet weitergehen.
Jeder muss einen besonderen Weg gehen, und so sollte man nicht voreilig folgern, dass der eigene Weg der Weg für alle ist. Und warum nicht? Weil man im Zustand des Strebens natürlicherweise noch in der Dimension von Bedürfnissen und Unwissenheit wirkt. Dieser Zustand der Unvollkommenheit sollte uns auf die Unermesslichkeit der Bereiche aufmerksam machen, die noch unbekannt und unerreicht sind. Eine endgültige Lösung kann nicht wie ein Gesetz festgelegt werden, sondern ist ein Überfließen der Erleuchtung, die das Licht umfassender Schau mit sich bringt. Seht ihr nicht, wie ein Gefäß, während es gefüllt wird, großen Lärm macht? Aber wenn es voll ist, wird es ruhig, sogar das Überfließen geschieht geräuschlos nach allen Seiten hin. Das Recht zu sprechen und ein Zustand überfließender Fülle sind das Gleiche.
Das Ego, das voll von Wünschen ist, kommt und geht, während es für das Selbst (Âtmâ) kein Kommen und Gehen gibt. Der Mensch hat einen groben, einen feinstofflichen und einen Kausalkörper; die Grundlage des Kausalkörpers ist der Âtmâ (das ewige Selbst). Solange man dies nicht erkennt, wird es weiterhin Geburt und Tod geben. Das Selbst ist Licht aus eigenem Licht.
Geburt und Tod existieren nur für das Individuum. Um euer Selbst zu erkennen, müsst ihr einfach den Schleier entfernen.
Wie könnt ihr erwarten, Frieden zu erlangen, wenn ihr euch mit Dingen umgebt, die Unruhe auslösen? Jeder Gegenstand, mit dem wir leben, beeinflusst unseren Körper mit Sicherheit.
Finde die Ruhe, die für den, der sie kennt, keines Ausruhens bedarf.
Entwirrt, was euch möglich ist, der Rest wird sich von allein lösen.
Wenn ihr an die äußerste Grenze dessen geht, was euch erschüttert, werdet ihr Stille finden.
Höchste Erkenntnis kommt nicht durch irgendetwas –Höchstes Wissen offenbart Sich Selbst. Um den Schleier zu zerstören, gibt es geeignete spirituelle Disziplinen und Übungen.
Bewegung und Stillstand verlieren ihren Unterschied für denjenigen, der sieht. Der in der Erde vergrabene Samen ruht, doch gleichzeitig beginnt der Prozess der Keimung: eine Bewegung! Wie ist es möglich, dass Bewegung und Stillstand hier zusammentreffen? Es ist so!
Ebenso ist jeder Augenblick des Wachstums eines Baumes ein Punkt der Ruhe und des Übergangs. In diesem Augenblick enthält der Baum in sich weitere Bäume, Blätter, unzählige Früchte, eine Unendlichkeit an Bewegungen und eine unbeschreibliche Stabilität.
Ein Augenblick enthält in sich selbst unzählige Augenblicke, und darin den Einzigen Augenblick.
Der Eine, der die Welt schuf, umgibt euch von allen Seiten.
Seht, es gibt kein Ende dessen, was ihr wissen wollt. Jede Sache ist endlos. Stellt euch vielmehr die Frage: Wie öffne ich die Augen?
Stimmt euch ein in den Rhythmus eurer wahren Natur. Sobald sie sich offenbart, trifft sie euch wie ein Blitzstrahl.
In der wirklichen Schau existiert weder jemand, der sieht, noch das Gesehene. Die wahre Schau geschieht ohne Augen. In ihr gibt es keinen Raum für Getrenntheit.
Wurde gesehen, wahrhaft gesehen, dann hebt das, was einmal gesehen wurde, jeglichen Wunsch auf, mehr zu sehen. Wurde gehört, wahrhaft gehört, dann hebt das, was einmal gehört wurde, den Wunsch auf, noch mehr zu hören.
Eigentlich gibt es nur einen inneren Ruf, aber die verschiedenen Religionen haben verschiedene Methoden entwickelt, damit sich der Mensch dessen bewusst wird. Wenn man diesen Ruf einmal vernommen hat, so besteht keine Notwendigkeit mehr, immer wieder aufs Neue zu rufen. In Wirklichkeit ruft nicht ihr IHN, sondern ER ist es, der euch ruft. Wie in der lautlosen Nachtstille der Klang ferner Tempelglocken und Muschelhörner klar zu hören ist, so wird auch SEIN Ruf aus eurem tiefsten Inneren eine Antwort erhalten und in eurem ganzen Wesen widerhallen, wenn einmal durch intensive und ungeteilte Hingabe an IHN der Hunger der Sinne gestillt wurde. Dann und nur dann wird eurem Herzen spontan wirkliches Gebet entströmen. Dieser göttliche Ruf muss zwangsläufig zu jedem kommen, denn Shiva, der ewige Geist, hat sich in Jîvas, empfindende Wesen, verwandelt, und jedes Geschöpf muss wieder in Shiva zurückverwandelt werden. So wie Wasser zu Eis gefriert und Eis zu Wasser schmilzt, so setzt sich dieses Spiel der Umwandlung von Shiva zu Jîva und von Jîva zu Shiva von Ewigkeit zu Ewigkeit fort.
* Mâ bezieht sich hier auf das Gesetz des Karma, nach dem alles Handeln aus dem unerleuchteten Ich heraus, das mit eigensüchtigen Interessen, Erwartungen, Ängsten und dergl. verbunden ist, uns in weitere Bindung verstrickt. Wir „buchen“ sozusagen mit jeder angehafteten Handlung eine weitere Wirkung (Rückfahrkarte), die uns vom Zustand wirklicher Freiheit und Ungebundenheit trennt.
** Der Kreislauf des weltlichen Lebens mit seiner unaufhörlichen Folge von Geburt und Tod. Dieses ständige Rad beruht auf der Unwissenheit über die wahre Natur des Selbst und die Gesetze des Karmas, indem sich das begrenzte Ich fälschlicherweise für den Handelnden hält.